Wir wachen morgens auf bei bewölktem Wetter. Ohje, ob das klappt mit der Whale Watching Tour am Mittag? An der Reception vom Campground sagt uns die nette Empfangsdame, das der Morgentermin der Whale Watch Tour aufgrund des nächtlichen Regens gecancelled wurde. Ob unsere Tour am Mittag stattfindet kann uns nur der Captain vor Ort sagen, wenn es soweit ist. Die Spannung wächst also und wir beschließen, uns mit einer kleinen Wanderung am Shoreline-Walk abzulenken. Wir fahren auf den ausgewiesenen Parkplatz und finden eine atemberaubende Kulisse von flachen Felsen in der Brandung, die bei Ebbe begehbar sind. Jetzt ist Ebbe und wir begehen sie also. Völlig begeistert von den tollen Fotomotiven (Brandung, Felsen, im Hintergrund schneebedeckte Bergmassive) stutzen wir plötzlich…..: ähm, liegt da grad 10 Meter von uns entfernt eine Fellrobbe auf einem Felsen und sonnt sich? Und da noch eine und noch eine? Leute, geht nie wieder mit euren Kindern in den Zoo, sondern fliegt nach Neuseeland. Hier in Kaikoura liegen die Viecher einfach so vor eurer Nase. Aber geht nicht näher als 2 Meter ran sonst kann es passieren, dass sie euch anfauchen, denn das hier ist IHR Lebensraum und nicht der des Menschen!
Nach viel Staunen und Ehrfurcht, entfernen wir uns vorsichtig und begeben uns über Stufen auf den Cliffwalk. Auch hier bieten sich wieder atemberaubende Ausblicke über die Bucht. Seemöwenkolonien bevölkern einen Felsen, der steil aus der Brandung emporragt, daneben tummeln sich auf einem flachen Felsen hunderte Fellrobben und die Kleinen planschen lustig im Wasser.
Wir machen uns auf den Rückweg ins Ortszentrum und passieren dabei den legendären und vom Lonely Planet Guide und mehreren Onboard Magazinen ausgezeichneten Kaikoura Seafood BBQ – ein unscheinbarer Foodtruck, der ein Fischbarbecue anbietet, das man frischer und professioneller wohl nur an ganz wenigen Orten auf der Welt bekommt. Alle (5!) Picknicktische neben dem Truck – natürlich direkt am Strand – sind bereits um 11:30 belegt und in Anbetracht der bevorstehenden Whale-Watch Tour lassen wir unsere Mägen lieber ungefüllt und beschließen am frühen Abend zurück zu kommen.
Wir parken das WoMo auf dem großzügigen Parkplatz vor dem Whale Watch Center und sind gespannt ob die Tour zustande kommt. Inzwischen scheint die Sonne und das Meer hat sich etwas beruhigt. Und tatsächlich: unsere für 1:15pm angesetzte Tour findet statt und wir werden auf den heftigen Seegang hingewiesen, der uns die kommenden ca 3,5 Std begleiten wird. Am Infoschalter kann man für kleines Geld ein homöopathisches Seasickness Pillchen und dazugehörige Ingwerbonbons beziehen. Ich nehm‘s mal vorweg: das war für die Katz (und die Psyche….).
Nach einem kurzen Briefing über das Verhalten an Bord des supermodernen Katamarans und der Info, dass 2 Wale etwa 20 Meilen vor der Küste gesichtet wurden (ca. 1 Std Fahrt bis dorthin) werden wir mit knapp 30 anderen aufgeregten Menschen aus aller Herren Länder in einen Reisebus verfrachtet und zur Ablegestelle gefahren. Von dort geht es auf den Katamaran;
die freundliche Crew begrüßt uns und gibt weitere Instructions zum Verhalten an Bord und was uns auf See erwartet. Dann geht’s los und schon nach weniger als 1 Minute durch hohe Wellen und rauche See schwant dem ein oder anderen Teilnehmer, dass er außer Kotztüten heute nicht viel sehen wird. Tine ist nach 5 Min kreidebleich und nassgeschwitzt, weil 3 Dimensionen einfach eine Dimension zu viel für ihren Gleichgewichtssinn sind aber Micha fühlt sich pudelwohl.
Nach ca. 1 Stunde (qualvoller) Fährt erreichen wir das Areal in dem ein Pottwal gesichtet wurde und sehen gerade noch, wie das majestätische Tier abtaucht. Shit happens, aber die Crew will uns die Tour nicht verderben und informiert uns dass der Wal jetzt max. 45-60 Min unter Wasser bleibt, bis er zum Atmen auftauchen muss und solange würden wir jetzt warten.
Okay, noch 1 Std am Rande des Kreislaufkollaps und mit Tüte bewaffnet auf dem offenen Meer abwarten und hoffen. Die Crew ist dem Wal vorsichtig gefolgt und in kurzen Abständen wurde ein Sonargerät zu Wasser gelassen um die Klickgeräusche zu orten. Und dann ist es soweit und alle Seekrankheit ist für diesen einen Moment vergessen: der Rumpf eines riesigen Pottwals erhebt sich an die Wasseroberfläche, eine Wasserfontäne steigt aus dem Atemloch des Koloss in den blauen Himmel. Er liegt ruhig im Wasser ca. 50 Meter vor uns und prustet ab und zu.
Nach knapp 15 Minuten informiert uns die Crew, dass der Wal gleich abtauche und wir mit etwas Glück seine Schwanzflosse zu Gesicht bekomme. Und dann sehen wir sie für einen kurzen Moment.
Fotografieren tritt in den Hintergrund, die Ehrfurcht vor diesen majestätischen Tieren überwältigt uns alle. Und dann ist er weg und wir verschwinden in der Innenkabine um den 1-stündigen Rückweg anzutreten und uns wieder der Seekrankheit zu „übergeben“. Aber hey, das war es alle mal wert!
Nach der Rückkehr sind wir trotz warmer und winddichter Kleidung komplett durchgefroren und verschwinden erstmal im Bett des WoMos vor Erschöpfung. An Essen ist an diesem Abend kaum noch zu denken. Wir sind stolz und glücklich diese Erfahrung gemacht zu haben.
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