Ich habe mir pünktlich den Wecker gestellt und packe nach dem Duschen meine Sachen. Als ich voll gepackt in Pilotenuniform das Zimmer verlassen will, finde ich einen kleinen Zettel von Arnim unter der Tür. Wir müssen wegen fehlender Überfluggenehmigungen noch einen weiteren Tag in Bhutan bleiben. Beim Frühstück werde ich informiert, was am Abend vorher an Diskussionen gelaufen ist. Wir müssen den Rest der Strecke umplanen und über Oman – Ägypten – Griechenland zurückfliegen. Die Umplanung gibt uns nun Zeit für einen weiteren Besichtigungstag. Wir wollen zum „Tigers Nest“ fahren. Das ist ein Kloster hoch in den Bergen in der Nähe des Flugplatzes. Wir fahren also über eine Stunde die Serpentinen zurück nach Paro. Am Straßenrand sieht man Bauarbeiterinnen, die Blechwannen mit Sand füllen und zu zweit in eine Mischmaschine kippen. Der Beton wird von Arbeitern dann in kleinen Behältern zur Schalung getragen und dort ausgekippt. Bis die hunderte Meter lange Betonwand fertig ist, wird es sicherlich noch ein paar Monate dauern. Und mir tun die Frauen bei der schweren Arbeit sehr leid. Wir fahren auf einer Anhöhe am Flugplatz vorbei und machen herrliche Bilder von unserem Jet. Leider landet zu dieser Zeit kein Flugzeug. Aber auf dem Vorfeld stehen 3 Airbus A319. Weiter geht es über die Serpentinen zum Parkplatz für den Aufstieg zum Tigers Nest. Hier haben sich die Händlerinnen niedergelassen und warten auf Kundschaft. Meine Mitflieger wollen sich mit den Pferden auf den Berg bringen lassen, aber ich entschließe mich, die Strecke zu laufen. Es sind ca. 4 km und 400 Höhenmeter. Ich kaufe mir einen Stock und schon geht es Berg hoch. Ich habe etwas Vorsprung vor den Pferden, aber schon in der nächsten Kurve werde ich von dem sportlichen Pferdeführer überholt. Auch unser Tourguide führt ein Pferd und ist konditionell wohl erheblich besser als ich. Ich genieße die Aussicht durch den Wald auf die umgebenden Berge. Nach ca. 50 Minuten komme ich geschwitzt oben an. Die Pferde sind wohl auch noch nicht lange da. Meine Mitflieger bewundern mich. Glücklich und zufrieden trinke ich einen Tee mit herrlicher Aussicht auf das Kloster. Wenn noch etwas mehr Zeit wäre würde ich die letzte Etappe auch noch laufen. Aber oben ist es wohl sehr eng und Fotos darf man dort auch keine machen. Wir laufen zusammen alle wieder runter und unten kaufe ich mit dem letzten Kleingeld noch Geschenke. Wir fahren zurück nach Paro und kehren in ein lokales Restaurant ein. Der Wirt hat uns nicht erwartet und auch nicht wie vereinbart die Speisen vorbereitet. Die Crew wird ungeduldig, weil wir eigentlich noch bei Tageslicht Bogenschießen im Hotel machen wollten. Bogenschießen ist in Bhutan Volkssport Nummer 1 und es wird auf einen sehr kleine Scheibe in 145 Metern Entfernung geschossen. Ich können bei meiner Sehstärke nicht mal das Ziel sehen, geschweige denn treffen. Wir treffen bei Dunkelheit zurück im Hotel ein und genießen ein letztes Mal das Abendessen.
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